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Nationalteam: Headcoach Tibor Kapánek von der ISBHF als "Trainer des Jahres 2023" gewählt

Nationalteam: Headcoach Tibor Kapánek von der ISBHF als "Trainer des Jahres 2023" gewählt

Die ISBHF hat unseren Headcoach Tibor Kapanek zum "Trainer des Jahres" für seine Arbeit mit der U23 für die WM 2023 in Liberec, gewählt!

Wir gratulieren Tibor und seinem Team ganz herzlich und bedanken uns für den unermüdlichen Einsatz und Support für unsere Nationalteams!

AN STELLE EINER LAUDATIO (von Christoph Curchod)

Lieber Tibor

Die ISBHF hat Dich zum Trainer der Jahres 2023 gewählt. Hierzu gratuliere ich herzlich. Wenn jemand diese Auszeichnung verdient hat, dann bist Du es. Was Du in den letzten gut 18 Jahren für den Streethockeysport in der Schweiz geleistet hast, als Spieler, als Spielertrainer und als Trainer, ist enorm.

Und so sehr Du Dich über diese Auszeichnung freust, so glaube ich, dass Du doch nicht vollkommen zufrieden bist und Dich fragst, ob Du sie wirklich verdient hast. Denn irgendwie war Liberec doch wie immer. Du hast eine Mannschaft, die über sehr viele Stärken verfügte aber auch einige Schwächen aufwies, so gut wie nur möglich auf die U23 WM vorbereitet. Wahrscheinlich war diese Mannschaft so nahe an der Weltspitze wie keine zuvor, vielleicht mit der Ausnahme der Herrenmannschaft an den Weltmeisterschaften 2015 in Zug. Und doch, am Ende lief es, wie es immer lief. Die Mannschaft kam im Auftaktspiel noch nicht ganz auf Touren und verlor. Gegen die Tschechen und Kanadier waren wir dran, sehr nah dran und doch reichte es am Ende nur zu einem Punkt. Dann kam die USA und wie immer, wenn wir in einem entscheidenden Spiel auf die Nordamerikaner treffen - ich weiss nicht wieso - kassierten wir eine klare Niederlage. Wir sind also wieder einmal auf dem richtigen Weg, aber wir sind nicht da, wo Du mit einer Nationalmannschaft hinwillst.

Deine Kariere in der Schweiz war nicht immer einfach. Als Du vor gut 18 Jahren in die Schweiz kamst, muss es ein Kulturschock gewesen sein. Damit meine ich nicht, dass Du, einer der besten Verteidiger der Welt, bei den Oberwil Rebells zuerst als Stürmer eingesetzt wurdest. Die Herausforderung war um einiges grösser, das Problem sass tiefer. Die Einstellung zum Sport in der Schweiz und in der Slowakei waren unterschiedlich. Aus Sicht der Schweizer waren die Slowaken zu streng, zu hart, und aus Sicht der Slowaken waren die Schweizer lasch und verweichlicht. In der Slowakei waren Vereinsfunktionäre und Trainer Führungspersonen, deren Worte respektiert und selten hinterfragt wurden. In der Schweiz wurden diese eher als Kollegen angesehen. Auf alle Fälle aber wurden Entscheide hinterfragt und nicht einfach so hingenommen.

Bei den Rebells stellte sich der Erfolg recht schnell ein. Unter Deiner Führung als Spielertrainer und später als Trainer reihtest Du Titel an Titel. Böse Zungen sagten damals, das sei nicht weiter schwierig, immerhin sei das Budget der Zuger dreimal so gross wie das des zweitvermögendsten Vereins, und deshalb würden viele der besten Spieler bei den Rebells spielen. Naja, ganz falsch war das natürlich nicht, aber es war auch nicht die ganze Wahrheit. Eine Mannschaft, die Titel um Titel gewinnt, die kaum je ein Spiel verliert, wird gewöhnlich nachlässig, selbstzufrieden und erfolgsgesättigt. Sie verliert so letzten Endes ihre Spitzenposition. Nicht so die Rebells, sie blieben immer fokussiert auf den nächsten Titel, auf das nächste Spiel, auf das nächste Drittel, auf den nächsten Shift. Das war zu einem grossen Teil Dein Verdienst. Schliesslich hast Du die Rebells als Vereinsmannschaft an die Weltspitze geführt. Du hast den Worldcup gewonnen, mehrmals. Schade, dass es damals nie zu einer Begegnung zwischen den Oberwil Rebells und Brampton Midnight Express oder Montreal Red Light kam…

Nach dem Ende Deiner Karriere als Spieler übernahmst Du die Nationalmannschaft. Die Erwartungen waren hoch. Nach den vielen Jahren, in denen die Schweiz oft den Klassenerhalt nur auf den letzten Drücker schaffte oder gar erst nach Rückzügen wieder in den A-Pool aufrückte, sollte nun eine neue Zeit anbrechen. Auch hier war der Anfang nicht leicht. Die Mittel von Swiss Streethockey waren und sind heute noch begrenzt. Entsprechend musste der Umfang der Vorbereitung an die finanziellen Möglichkeiten angepasst werden. Du setzt Dich hier beim Verband immer für Deine Mannschaft ein, versuchst das Optimum herauszuholen. Manchmal stösst Du dabei auf mehr Gehör, manchmal auf weniger. Auch mussten sich die Spieler, die nicht von den Rebells kamen - allen Unkenrufen zum Trotz die Mehrheit des Teams - an Deinen Umgangston gewöhnen. Das brauchte seine Zeit. Trotzdem, in St. John’s 2013 waren Fortschritte zu sehen. Doch stand die WM unter einem unglücklichen Stern. Nach nur zwei Spielen, einer hauchdünnen Niederlage gegen Tschechien und der üblichen Klatsche gegen die USA lagen die Viertelfinalhoffnungen in Trümmern. Es folgten Zug, Pardubice und Kosice. Die Viertelfinals schafften wir immer, weiter reichte es aber nicht. Dann kamen die Pandemie und der grosse Umbau. Die Spieler, mit denen Du mit den Rebells Meisterschaft um Meisterschaft gewonnen hattest, waren alt geworden, die meisten haben ihre Karriere beendet. Das traf auch auf die meisten Topspieler aus Grenchen, Belp und Sierre zu. Ein Neuanfang mit einer neuen Spielergeneration stand an. Einer Spielergeneration, die in einem anderen Umfeld aufgewachsen war, die etwas anders geführt werden muss als die Jahrgänge 1984 bis 1997. Und wieder kam die Frage auf, kann er das? Liberec hat bewiesen, ja Du kannst auch das.

Was Dich auszeichnet, sind ein enormes Wissen über unseren Sport. Du kannst ein Spiel lesen, wie kaum ein Zweiter. Du erkennst Stärken und Schwächen sehr rasch, nicht nur bei Deinen Spielern, sondern auch bei den Spielern des Gegners. Du willst gewinnen, Du willst immer das Beste aus deinem Team herausholen. Du gibst nicht auf, wenn es einmal nicht so läuft, wie Du es erwartet hast. Du suchst nach Lösungen und findest sie. Du tust dies, weil Du an den Sport glaubst, weil Du an das Potenzial Deiner Mannschaft glaubst, und das zeichnet Dich aus. Und Du kannst Dich veränderten Umständen anpassen. Du hast es geschafft, das Beste der Slowakischen Mentalität mit dem Besten der Schweizer Mentalität zu verbinden. Die U23 in Liberec ist der letzte Beweis hierfür.

Ich höre hier auf. Der Beweis ist mehr als erbracht. Auch wenn der krönende Abschluss noch fehlt, wenn jemand die Auszeichnung als weltbester Trainer des Jahres verdient hat, dann Du, für all das, was Du bisher für das Streethockey in der Schweiz geleistet hast.

Natürlich habe ich einen Grund dafür, dass ich diesen Text in Briefform schreibe und nicht in der klassischen Form einer Laudatio im Stile von «Tibor Kapanek hat in seiner Karriere…». Denn ich bin davon überzeugt, dass die diesjährige Auszeichnung noch nicht der Höhepunkt Deiner Trainerlaufbahn ist, der steht noch bevor. Ich hoffe, dass sich die Schweizer Nationalspieler alle an Deinem Siegeswillen, Deiner Einsatzbereitschaft und Deinem Kampfgeist orientieren. Geschieht dies, dann endet ein Turnier für einmal nicht im Viertelfinal…

Vielen Dank für alles

Christoph Curchod

 

 

Tags

Nationalteam, Trainer des Jahres, Tibor Kapanek, ISBHF

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Nationalmannschaften

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